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Buch-Tipp: Chinakinder – Moderne Rebellen in einer alten Welt

An dieser Stelle kann ich euch das neue Buch „Chinakinder – Moderne Rebellen in einer alten Welt“ vorstellen (Amazon-Link), das euch einen sehr guten Einblick in die moderne chinesische Gesellschaft ermöglicht, ohne selbst dorthin reisen zu müssen. Aber auch für Leute wie mich, die schon mehrfach und lange Zeit in China waren, bringt dieses Buch viele neue spannende Geschichten und Details.

Da ich bereits vor einigen Jahren ein ähnliches Buch gelesen hatte (Liao Yiwu – Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten), war ich zunächst etwas zögerlich, als mir vom herausgebenden Conbook Verlag ein Rezensions-Exemplar angeboten wurde. Trotzdem nahm ich das Angebot an und las das Buch einige Wochen später… da ich noch zu der Generation gehöre, die echte Bücher bevorzugt, dauerte es ein wenig, bis ich es in meinen Händen halten konnte.

Viele Hintergrund-Informationen
Zunächst werden die Hintergründe des Buches in der Einleitung erklärt und viele Dinge eingeordnet. Das ist sehr gut und gerade für Menschen mit bisher wenigen Kenntnissen über China extrem hilfreich. Würde man die Leser direkt auf die einzelnen Geschichten “loslassen”, so würden diese wohl komplett ihre Wirkung verfehlen. Es gibt aber auch zu jeder Geschichte eine eigene kleine Einleitung der Autoren (also bevor die Interviewten zu Wort kommen), daher kann man trotzdem jede einzelne Geschichte isoliert lesen, also auch einfach kreuz- und quer durch das Buch springen. Ohne die Einleitung gelesen zu haben, sollte man dies jedoch nicht tun. Ich habe das Buch dennoch ganz klassisch von vorne bis hinten durchgelesen (linear sozusagen) und war sehr zufrieden damit.

Einblick unter die Oberfläche der chinesischen Gesellschaft
Viele der in dem Buch beschriebenen Verhaltens- und Denkweisen der Chinesen kann ich aus eigenen Erfahrungen bestätigen. Dennoch möchte ich an dieser Stelle nichts vorwegnehmen und keinerlei Details über einzelne Geschichten beschreiben, da ich jeder einzelnen gar nicht so viel Bedeutung zukommen lassen möchte.

Viel wichtiger ist nämlich das Bündel aus allen Geschichten, das die Vielfalt des Landes aufzeigt. Denn wenn immer ich z.B. gefragt werde: “wie sind die Chinesen eigentlich denn so?”, antworte ich: “sehr unterschiedlich” oder “es kommt darauf an, z.B. wo sie wohnen, herkommen oder ob sie schon einmal im Ausland waren, etc.”. Und hierfür ist das Buch genau die richtig Antwort.

Dennoch nicht repräsentativ für die Jugend in China
Das vorliegende Buch zeigt sicherlich nicht alle Seiten Chinas, z.B. fehlen die Gedanken und Geschichten älterer Generationen, dennoch gibt es aber ein wichtiges Stimmungsbild ab. Damit ergänzt und erweitert es das Wissen vieler „westlicher“ Menschen und liefert vielleicht auch schon einen kleinen Ausblick auf die Zukunft Chinas.

Allerdings ist meine Erfahrung, dass der Anteil der „modernen Rebellen“, also Menschen, die tatsächlich auch in irgendeiner Weise auch politisch aktiv sind, in China doch eher gering ist, z.b. in Shanghai nicht mehr als 5% der zwischen 15-35jährigen. Man darf einfach nicht vergessen, dass in China extrem viel mehr Menschen leben und selbst eine Gruppe von 10 Mio. Menschen nur eine kleine Minderheit ausmacht (keine echte Zahl, nur als Beispiel zur Veranschaulichung).

Die meisten jungen Menschen sind eher konservativ oder lediglich am Konsum interessiert und denken nicht unbedingt daran, in ihrem Land etwas zu verändern. Für viele ist der wirtschaftliche Aufschwung immer noch neu und hat daher höchste Priorität.

Weitere Plus-Punkte:

  • Auf einer China-Karte zu Beginn des Buches sind alle Orte eingetragen, an denen Interviews geführt wurden. Leider erfährt man den Ort jeweils aber nur irgendwo im Text eines jeden Kapitels, hier hätte ich mir eine einfachere Zuordnung gewünscht (z.B. im Inhaltsverzeichnis).
  • Die Geschichten reichen von A bis Z und bieten somit einen guten Einblick unter die Oberfläche der Jugend in China.
  • Viele Geschichten haben eine eigene keine Einleitung, um das jeweilige Schwerpunkt-Thema zu erläutern und man erfährt, wie es zu dieser kam bzw. wie die Autoren die Menschen kennengelernt haben.
  • Von fast alle Interviewten gibt es ein Foto, so wirkt jede Geschichte persönlicher.
  • Es umfasst neben den Geschichten von jungen Menschen in (Festland-)China auch solche aus Hongkong und Taiwan. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig, da diese beiden Länder eng mit der Geschichte Chinas verbunden sind (auch wenn die Menschen in Hongkong und Taiwan nicht zusammen mit China in einem Atemzug genannt werden möchten bzw. umgekehrt beide Gebiete als Teil von China angesehen werden.
  • Wichtige und wiederkehrende Begriffe sind markiert und im Glossar meist ausführlich erklärt (dadurch leicht zu finden auf der jeweiligen Seite, z.B. wenn man vom Glossar zurückkehrt und weiterlesen will). Andere, etwas speziellere Dinge werden über Fußnoten direkt erläutert.
  • Die enthaltenden Bilder runden das Erlebnis ab, in dem sie ein realitätsgetreues Bild zeigen, das viele in unseren Kreisen nicht vor Augen haben, wenn sie an China denken. Die meisten Menschen haben immer noch ein Bild von China im Kopf, bei dem Städte ausschließlich aus Häusern im Stil von buddhistischen Tempeln bestehen etc. Doch auch die Moderne gehört zu China und ist mittlerweile (oberflächlich) betrachtet dominanter als das traditionelle China.

Meine Lieblings-Geschichte
Ich habe keine wirkliche Lieblings-Geschichte, aber eine Stelle hat mir besonders gut gefallen, denn sie bringt das Leben in China heute und in den letzten 20-30 Jahren gut auf den Punkt (aus dem Kapitel „Die Ratte“, S. 97-106):

“Die Dinge verändern sich so schnell, dass die Pläne nicht hinterherkommen.”

Im Chinesischen: 计划赶不上变化 = Jìhuà gǎnbushàng biànhuà

Fazit
Das Buch ermöglicht es dem Leser, spannende Einblicke in das Leben junger Chinesen zu erhalten. Da man selbst als Reisender mit Chinesisch-Kenntnissen nicht so einfach mit jedem Einheimischen in Kontakt treten kann (und solche detaillierten Infos erfährt), bekommt man so eine Fülle von interessanten Anekdoten aus erster Hand – egal, ob man schon mal in China war oder nicht.

Links

Die besten Apps für eine Reise nach China

Reise-Apps für iOS und Android
Herzlichen Glückwunsch, du hast dich also entschieden, nach China zu reisen!

Bevor es tatsächlich losgeht, empfiehlt es sich – egal in welches Land man verreist – ein paar Informationen zu sammeln (allgemeine Reise-Tipps für China) und Apps zu installieren. Schließlich weiß man nie so ganz genau, wann man wieder einen Internetzugang haben wird. Auch wenn es mittlerweile in sehr vielen Ländern kostenloses WLAN an Flughäfen, in Hotels und Restaurants gibt (in Hongkonger Bussen übrigens mindestens seit 2011).

Noch wichtiger ist aber für alle Android-Nutzer, dies VOR einer Reise nach China zu tun: Da sämtliche Google-Dienste in China blockiert sind, können auch keine Apps nachträglich, also vor Ort in China, installiert werden!

Die folgenden App-Tipps richten sich primär an Backpacker, Alleinreisende und alle, die China auf eigene Faust erkunden wollen, also ohne Reiseführer, der ihnen immer genau sagt, wo es hingeht und was gegessen wird etc. Nachdem ich nun schon ein paar Mal Besuch aus Deutschland hatte, hat sich diese Liste quasi von selbst geschrieben 🙂

 

Apps für China:

 
1. Wörterbuch und Übersetzung
KTdict Deutsch-Chinesisches WörterbuchAn oberster Stelle steht selbstverständlich eine Übersetzungs-App! Denn wer spricht schon Chinesisch, geschweige denn kann es sogar lesen? Meine Empfehlung ist hier ganz klar die App „KTdict“, die es aber leider nur für iOS gibt. Beste Funktion: Einfach ein Foto von einem Chinesischen Text schießen, Ausschnitt wählen und übersetzen lassen (Optical Character Recognition = OCR).
Eine andere gute App ist „Pleco“, die es für iOS und Android. Allerdings kostet hier die OCR-Funktion satte 15 Euro extra und man muss manuell das Deutsche Wörterbuch runterladen und aktivieren.
 

2. Map (offline Karte)
Maps.me offline Karte für ChinaExtrem nützlich ist auch eine Offline-Karte, mit der man halbwegs ohne fremde Hilfe durch die Gegend kommt. Google Maps kommt sowieso nicht infrage und wer keine Chinesische SIM-Karte hat, kommt auch mit der Apple-Karte nicht so weit. Ganz einfach die App „Maps.me“ runterladen für iOS oder Android und das entsprechende Kartenmaterial für die gewünschte Region oder Stadt vorab laden.
 

3. Metro App
MetroMan Subway App für ChinaMit der App „MetroMan“ für iOS oder Android bekommt ihr alles, was ihr für den Untergrund braucht: Alle Subway-Netze der wichtigsten Städte Chinas sind darin enthalten (Beijing, Shanghai, Hongkong, Guangzhou, Shenzhen, Taipei, Xi’an, etc.). Ebenfalls wichtig: Die App zeigt alle Stationsnamen in English und Chinesisch an, man kann Routen berechnen und erfährt die ungefähre Fahrtzeit (Achtung: umsteigen dauert manchmal 10-15 Minuten, die Stationen sind teilweise sehr groß oder überfüllt!).
 

4. Metro Wifi (花生地铁)
Wer nutzt nicht gerne kostenloses Wifi in allen Subways in China? Mit Metro Wifi (花生地铁) wird dieser Traum sehr schnelle wahr – allerdings nur, wenn man mit der chinesischen Sprache ein wenig vertraut ist. Im Grunde ist es aber recht einfach, man muss nur seine Telefonnummer eingeben, dann den SMS-Bestätigungscode eingeben und schon kann man loslegen (wie bei 99% aller chinesischen Apps).
 

5. Währungsrechner
MyCurrencyDer Wechselkurs zwischen dem Euro und dem Chinesischem Yuan (Renminbi) schwankt immer mal wieder stärker zwischen 1:6 und 1:8. Ich rechne daher meistens einfach mit 1:7 (1 Euro = 7 Yuan). Dank der kostenlosen App MyCurrency könnt ihr euch das lästige Kopfrechnen aber auch ersparen: iOS und Android.
 

6. Airpocalypse
AirpocalypseMit dieser iOS-App lässt sich jederzeit der aktuelle Wert der Luftqualität ablesen – und zwar der echte Feinstaubwert für PM2.5, nicht der von der Regierung kommunizierte. Je niedriger der Wert, desto besser. Dabei sollte man sich aber ganz schnell von deutschen Grenzwerten verabschieden (um die 20-25), denn in Beijing oder Shanghai sind durchschnittlichen Werte eher bei 50-100. Besonders cool an der App sind die jeweiligen Sprüche zu den Tageswerten. Leider gibt es diese bisher nicht für Android, aber es gibt einige Alternativen wie China AirQuality oder Air Quality Index BreezoMeter.

ps.: Atemschutz-Masken gibt es in jedem Supermarkt oder Convenience Store (7eleven etc.).
 

7. WeChat
WeChat AppWer längere Zeit in China bleibt, muss auf jeden Fall WeChat installieren. Und auch wenn man eine kurze Reise macht, aber trotzdem viel mit Einheimischen oder Expats in Kontakt ist, wird man nicht um WeChat herum kommen. Also, am besten einfach installieren 🙂
 

8. VPN für blockierte Webseiten
Wer westliche Webseiten oder Dienste wie Facebook, Twitter, Instagram oder Google Mail nutzen will, braucht einen VPN. Bleibt man nur für ein paar Wochen in China, dann reicht meist ein kostenloser VPN. Hier kann ich euch diese beiden empfehlen, aber erwartet nicht zu viel:

VPN App für ChinaIch kann euch auch einen kostenpflichtigen VPN-Anbieter empfehlen, der deutlich besser ist als die kostenlosen, aber nicht perfekt. Es kommt immer mal wieder vor, dass die Chinesische Regierung anlässlich von verschiedenen Ereignissen (Parteitage oder Ähnliches) diesen Dienst und andere sperrt, dann aber später wieder freigibt. Man weiß nie so genau, warum und wann es passiert und ist letztlich auf den Willen der Regierung angewiesen. Für langfristige Aufenthalte aber definitiv die beste Lösung, vor allem, wenn man das Jahrespaket mit Stealth-Mode hat!
 

Spezielle App für Shanghai: SmartShanghai

SmartShanghai AppSmartShanghai ist DIE ultimate App für Shanghai mit allen wichtigen Infos zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Shoppingmalls und spezielle Geschäfte, Parks, Märkte, Kinos und Event- und Party-Tipps! Diese gibt es sowohl für iOS als auch für Android bei Google Play oder als direkter Download.
 

Gute Reise!

 
ps.: Für die Reise empfiehlt es sich außerdem, ein paar Spiele zu installieren, um sich die Zeit während des Fluges zu vertreiben: