So, nach 8 Wochen in Shanghai wird es Zeit, ein erstes kleines Fazit zu ziehen und ein paar Anekdoten zu erzählen.
Wetter und Klima
Anfang September war es extrem schwül warm bei 35 Grad und gefühlter Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent. Gegen Ende September wurde es dann langsam erträglich bei 20 bis 28 Grad. Anfang Oktober wurde es deutlich kühler und jetzt, Ende Oktober wird es auch langsam in Shanghai nass und kalt (bei 10 bis 15 Grad wohl gemerkt).
Essen, Essen, Essen
Über das Essen (Teil1, Teil 2) muss ja eigentlich nicht mehr viel sagen… außer dass ich so langsam meine absoluten Lieblingsspeisen entdeckt habe: Kartoffeln und Fleisch in würziger Ingwer-Soße. In einem relativ neuem Restaurant waren die Ingwer-Stücke so groß, dass man davon alleine schon satt geworden wäre ;-). Oder Reis mit Hühnchen-Fleisch, Chili und jeder Menge Erdnüsse!
Etwas seltsam dagegen sind „Salate“ in China, wenn man das so bezeichnen kann: In vielen Restaurants bekommt man unter dem Namen „weißes Gemüse“ Salat mit Chili und etwas Soße serviert – warm natürlich! Von Hähnchenfüßen, frittierten Krebsen am Spieß und anderen abgefahrenen Sachen ganz zu schweigen.
Party und Nachtleben
Die chinesische Clubkultur, zumindest in Shanghai, hat zwei bis drei unterschiedliche Facetten und unterscheidet sich hier und da von Europa oder Amerika. Bei vielen Clubs muss man nicht mal Eintritt bezahlen: Als es noch extrem heiß war, kam ich mit kurzer Hose und Sneakern problemlos in einen richtig guten Club rein. Das ist in Deutschland und vor allem in Frankfurt unvorstellbar!
Als Partylöwe geht man entweder zu einer Open Bar, was nichts anderes als Flatrate saufen für umgerechnet 10 bis 15 Euro bedeutet. Größte Nachteile einer Open Bar sind die logischen Konsequenzen: Massives Gedrängel an der Bar und verdammt schlechter Alkohol (sofern überhaupt welcher im Drink ist, daher sind Shots seeehr beliebt). Auf die Folgen für den nächsten Tag wollen wir jetzt nicht eingehen…
Oder man macht es wie die Chinesen: Einen Tisch um Club ordern, indem man eine Flasche irgendeines Alkohol kauft, das so genannte „Open a Bottle“-Prinzip. Das kennt man ja auch aus Amerika oder anders wo her. Hier sind die Preise aber deutlich besser, so dass sich das durchaus rentieren kann. Im Gegensatz zur Open Bar hat man dann seine Ruhe und kann den Abend deutlich mehr genießen! Im Zeal wurden wir einmal typisch chinesisch bedient, soll heißen: Kaum war das Glas leer, hat es eine Kellnerin an Ort und Stelle nachgefüllt.
Natürlich kann man auch ganz normal unterwegs sein, doch das ist wie gesagt eher die Ausnahme.
Die Chinesen bevorzugen meistens das „Open a Bottle“-Prinzip und verbringen die Zeit im Club dann auch etwas anders als die meisten Europäer: Sie spielen Würfel- oder Kartenspiele (u.a. ein Saufspiel, das „Mäxchen“ sehr stark ähnelt), essen Obst und tanzen hin und wieder mal, wenn man das tatsächlich so nennen darf.
Die vielen Westler („laowai“), die man in Shanghai immer wieder sieht, bevorzugen dagegen die Open Bar oder das klassische Prinzip.
Chinesen im allgemeinen
Apropo: Dadurch, dass es Millionen Milliarden von Chinesen gibt, verhalten diese sich hin und wieder anders als wir es in Europa gewöhnt sind. Dazu zählt das laute Nase hochziehen und auf die Straße rotzen genauso wie das rücksichtslose Vordrängeln an Kassen und Schaltern etc. Damit muss leben und sich ein Stück weit anpassen, aber wer mehr als drei Jahre in Frankfurt gelebt hat, dem macht das weniger Probleme ;-).
Eine junge chinesische Studentin, die ich kennengelernt und auf das Rotzen und Spucken angesprochen habe, meinte, dass das keiner Frau gefällt. Und trotzdem hab ich schon junge Paare gesehen, wo der Mann mit seiner Freundin im Arm hemmungslos laut seine Nase auf die Straße geleert hat…
Außerdem erzählte sie mir, dass eigentlich nur noch ältere Chinesen auf die traditionelle Chinesische Medizin vertrauen und jüngere zu „westlichen“ Medikamenten greifen. Ob das nun so gut ist, weiß ich noch nicht so genau…
Tai Chi, tanzen und andere Sportarten
An tanzende oder Tai Chi praktizierende Menschen an größeren Plätzen oder Kreuzungen gewöhnt man sich recht schnell, selbst auf meinem Campus sieht man immer mal wieder jemanden Tai Chi üben (und wird morgens von deren Musik geweckt). Auch an die ganzen Outdoor-Fitness-Studios, die rege von allen Altersklassen genutzt werden, gewöhnt man sich. Das erstaunlichste ist aber immer noch, dass man nachts bzw. morgens auf dem Weg nach Hause auf dem Campus ältere Menschen joggen sieht – zwischen 1 und 5 Uhr!
Chinesisch-Unterricht mit Koreanern
In meiner Chinesisch-Klasse sind außer mir und einer deutschen MBA-Studentin sonst nur Süd-Koreaner. Das ist an sich nicht so schlimm, aber teilweise etwas deprimierend, da diese deutlich besser Chinesisch sprechen und es auch noch schneller lernen als wir. Das gute daran ist aber, dass ich mit ihnen immer Chinesisch spreche und nicht etwa Englisch, einige sprechen auch nur sehr schlecht Englisch. Insgesamt sind sehr viele Koreaner hier um Chinesisch zu lernen, in einer Klasse sind sogar zwei aus dem Norden!
Meine Chinesisch-Kenntnisse
Bislang hatten wir erst ca. 4 Wochen Unterricht (aus verschiedenen Gründen) kann ich noch keine extrem großen Fortschritte vermelden. Ich hab außerdem auch ein paar Tage verpasst, als ich krank war.
Das wichtigste aber ist, dass sich die Sprache der Shanghaier und allgemein hier in der Umgebung von der Sprache, die ich lerne („Putonghua“ = Mandarin = Hochchinesisch), an einigen Stellen unterscheidet.
Beispielsweise wird das Wort für die Zahl 10 hier „si“ ausgesprochen anstelle von „shi“. Kauft man etwas für 14 RMB (richtig: „shi si“) oder 44 RMB (richtig: „si si“), das weiß man nie so genau!
Oder das Wort für Haltestelle „zhan“ wird hier „zan“ ausgesprochen, genauso wie das Wort für dieses oder das „zhe“ hier zu „ze“ wird („zh“ ist im Deutschen vergleichbar mit „dsch“ wie im Wort Dschungel, das „z“ ist fast gleich).
Und die genannten Beispiel lassen sich auf alle gleich klingenden Wörter anwenden!
Dazu kommen dann noch ein paar unterschiedliche Ausdrucksweisen, aber das würde zu weit führen… oder hab ich etwa zu wenig geschrieben (laut WordPress sind es nur knapp 1000 Wörter)? 😉
Und zu guter Letzt noch eine positive Nachricht: Meine Fluggesellschaft bezahlt mir 90 Prozent meines Koffers (also knapp 100 von 110 Euro), der ja auf der Hinreise demoliert wurde!