Zu Ehren des verstorbenen Run Run Shaw, Mastermind der Kung-Fu-Filmproduktion in Hongkong, präsentiere ich euch an dieser Stelle meine 10 Lieblingsfilme aus diesem Genre. Gefühlte 99 Prozent aller Martial Arts Filme aus den 70er und 80er stammen aus seiner Produktion, nicht alle sind gelungen, aber es gibt einige Highlights und meistens auch immer etwas zu lachen. Aber was wäre die Welt ohne diese Filme? Mein Interesse an China basiert quasi auf diesen Filmen, daher ist es eigentlich ein Wunder, dass ich nicht schon viel früher diese Liste erstellt habe…
Wie sieht ein typischer Kung-Fu-Film aus?
Das grundsätzliche Schema eines typischen Kung-Fu-Films ist schnell erklärt: Ein junger Mann verliert seine gesamte Familie, da diese vom Bösewicht grausam ermordet wurde. Daraufhin geht er an einen einsamen Ort (Shaolin-Kloster oder einfach in den Wald) und lernt dort Kung-Fu, gerne inspiriert von Tieren (Schlange, Skorpion, Affe, Gottesanbeterin, Katze, usw.). Im dritten Akt kommt es dann zum Rachefeldzug gegen den Bösewicht mit dem krönenden Finale an einer besondern Location. Trotzdem gibt es viele Filme, die aus dem Einheitsbrei hervorstehen, vor allem Dank der originellen Kampftechniken, die sich der Held meist von einem alten grauhaarigen Meister beibringen lässt. Auch die Trainingsmethoden sind immer wieder interessant und einfallsreich. Nun aber genug Vorgeplänkel…
Meine Top 10 der Kung-Fu-Filme:
10. Kung Fu Instructor
(Original Titel: 教头 = Jiàotóu)
Der Film, in dem die Worte „but still“ gefühlte 200mal vorkommen, aber dennoch ein sehr unterhaltsamer und nicht ganz stereotyischer Kung-Fu-Film vom Shaw-Fließband mit Ti Lung.
9. Iron Monkey
(Original Titel: 鐵猴子, Deutscher Titel: Die Schule der Shaolin)
Einer der absoluten Klassiker, großartig inszeniert, gute Story (was nicht selbstverständlich ist), sehr gute Darsteller (u.a. Chen Kuan Tai) und sehr gute Kampfszenen.
8. Miracle Fighters
(Original Titel: 奇门遁甲)
Dieser Film ist im wahrsten Sinne ein Wunder, denn hier scheint alles möglich zu sein und die abstrusesten Dinge werden in die Kämpfe integriert und möglich gemacht. Absoluter Klamauk, aber genial unterhaltsam. Und der einzige Film (Spoiler-Alarm!), in dem sich der Held mit einem Furz aus einer hoffnungslosen Lage befreit…
7. Way of the Dragon
(Original Titel: 猛龍過江, Deutscher Titel: Die Todeskralle schlägt wieder zu)
Eine Liste der besten Kung-Fu-Filme ohne Bruce Lee wäre wie China ohne Reis, stimmts? Und da es nicht so oft vorkommt, dass Chuck Norris einen Bösewicht gibt, ist dieser Film einer der besten seiner Art.
6. Enter the Dragon
(Deutscher Titel: Der Mann mit der Todeskralle)
Eigentlich kann man gar nicht sagen, welcher Film mit (dem echten) Bruce Lee der beste ist. Auch „Enter the Dragon“ ist ein absolutes Highlight, bei dem Bruce seine ganzen Kung-Fu-Skills zeigt.
5. Game of Death
(Deutscher Titel: Sein letzter Kampf)
Der letzte Film von Bruce Lee, der vor seinem Tod nicht zu Ende gedreht und nur mit Doubles und Schnippseln aus seinen vorherigen Filmen fertiggestellt werden konnte. Absoluter Höhepunkt ist die Kampfszene mit Kareem Abdul-Jabbar, der 2,18 Meter großen Basketballlegende (führt wohl für immer die Highscore-Liste der NBA mit 38.387 Punkten an, selbst Michael Jordan erreichte „nur“ 32.292 Punkte und liegt damit auf Platz 3).
4. Enter the 36 Chambers
(Original Titel: 少林三十六房, Deutscher Titel: Die 36 Kammern der Shaolin)
Einer der besten Filme der Shaw-Brüder aller Zeiten mit dem legendären Gordon Liu. Punkt.
3. Master of the flying Guilotine
(aka One Armed Boxer 2, Original Titel: 独臂拳王大破血滴子, Deutscher Titel: Duell der Giganten)
Der Kung-Fu-Film mit der interessantesten Waffe aller Zeiten und vielen coolen anderen Kämpfern (einer erinnert mich an Dhalsim von Street Fighter)! Auch sehr unterhaltsam bei Badmovies rezensiert.
2. Five Deadly Venoms
(Original Titel: 五毒 = Wǔ dú („5 Gifte“), Deutscher Titel: Die unbesiegbaren Fünf)
Alleine schon wegen der genialen englischen Synchronisation dieser Shaw Brothers Produktion, die der Wu Tang Clan für sein erstes Album verwendet hat, ist dieser Film ein absolutes Muss! Die Story ist etwas anspruchsvoller, doch die verschiedenen Kampfstile der Akteure sind sehr inspirierend.
1. Snake in the eagles shadow
(Original Titel: 蛇形刁手, Deutscher Titel: Die Schlange im Schatten des Adlers)
Mein absoluter Lieblingsfilm, da hier alle Faktoren, die einen guten Kung-Fu-Film ausmachen, perfekt umgesetzt wurden: typische Story, cooler Meister mit einfallsreichen Trainingsmethoden, genialer Hauptdarsteller, der seinen eigenen Kampfstil entwickelt und ein extremst cooler Soundtrack (Jean Michael Jarre – Oxygene 2), der leider in der deutschen Fassung während der Trainingsphase anders gespielt wird. Aus dem deutschen Soundtrack habe ich vor Jahren sogar mal einen eigenen Beat gebastelt… inklusive Sprach-Samples, anders als die Harlekinz aus Berlin.
Welcher Kung-fu-Film gefällt euch am besten?
Wenn euch jetzt das Wasser im Mund zusammenläuft oder ihr wissen wollt, welcher Kung-Fu-Film am schrottigsten ist, dann empfehle ich euch ein gutes altes Buch, das ich selbst seit langem besitze (bevor es gute Online-Datenbanken gab): Das Eastern-Lexikon.
Oder ihr schaut online beim Filmkompass rein, dort gibt es eine lange Liste an Kung-Fu-Filmen, darunter auch viele moderne (von denen mir persönlich die meisten nicht so gut gefallen).
P.S.: Wichtige Vokabeln zum Lernen:
功夫 = gong fu = Kung-Fu
打功夫 = dǎ gōngfu = Kung-Fu treiben
电影 = diàn yǐng = Film
香港 = xiang gang = Hongkong
东方电影 = dōng fāng diàn yǐng = Eastern (wörtlich: Film aus dem Osten)
猴子 = hóuzi = Affe
蛇 = shé = Schlange
Das Titelbild stammt von Chris Zielecki/Zanthia und zeigt die Staute zu Ehren von Bruce Lee auf dem Hongkonger „Avenue of Stars“, meine Reise-Bilder aus Hongkong waren nicht ganz so schön.