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Eselsbrücken zum Lernen von chinesischen Schriftzeichen (Teil 2): Máfan

Nach langer Zeit entführe ich euch endlich in den Wald von Guang, wie im ersten Teil der chinesichen Eselsbrücken versprochen. Dieses Mal dreht sich alles um folgende Schriftzeichen:

麻烦 = máfan = Ärger, Probleme, belästigen

Die einzelnen Teile der Schriftzeichen haben u.a folgende Bedeutungen:

广 = guǎng = Name von zwei Provinzen (Guǎngdōng und Guǎngxī)
林 = lín = Wald
火 = huǒ = Feuer
页 = yè = Seite (in einem Buch)

So lautet daher meine Eselsbrücke:

Im Wald von Guang brennt eine Seite.

Und so werden die Zeichen für 麻烦 (= máfan) dann geschrieben:

麻 = má = Eine Mischung aus = 广 = guǎng = Name von zwei Provinzen (Guǎngdōng und Guǎngxī) und  林 = lín = Wald 烦 = fán = eine Mischung aus = 火 = huǒ = Feuer und 页 = yè = Seite (in einem Buch)

Wie ihr seht, kann man so wunderbar insgesamt 6 Zeichen lernen!

Chinesisch lernen mit Anki

Anki App: Chinesisch lernen Anki App: Übersicht meiner Decks Anki App: Lerneinstellungen ändern

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag schon ausführlich über Unterschiede zwischen Deutsch und Chinesisch sowie meine Motiviationshilfen beim Lernen von Chinesisch geschrieben habe, stelle ich euch nun die Software vor, mit der ich bereits seit langem erfolgreich lerne.

Auswendiglernen mit Anki
Meine Wunderwaffe namens Anki gibt es für Windows, Mac OS X, Linux, Apple iPhone/iPad (Affiliate-Link), Android und viele andere Geräte. Da es sich dabei um eine Open Source Software handelt, kann jeder diese an sein Gerät oder Betriebssystem anpassen. Grundsätzlich ist es auch kostenlos, mit Ausnahme der iPhone-/iPad-App, vermutlich sind deren Nutzer einfach spendabler. Außerdem gibt den kostenlosen Webservice Anki Web, über den man genauso gut lernen kann, aber immer eine Internetverbindung benötigt. Damit habe ich aber auch lange sehr gut gearbeitet.

Was bedeutet „Anki“?
Der Name „Anki“ leitet sich aus japanischen Wort 暗記 = anki für „Auswendiglernen“ ab und macht den Sinn der Anwendung deutlich.

Was macht Anki so besonders?
Anki ist eine Art digitales Karteikartensystem. Früher hat man sich Dinge, die man lernen musste/wollte auf Karteikarten notiert und diese Stück für Stück abgearbeitet. Karten, die man schnell und leicht gelernt hatte, legte man ganz ans Ende des Stapels (oder auf einen anderen). Andere Karten, die schwieriger waren, mussten früher wiederholt werden und wurden entsprechend weiter vorne einsortiert. Dank der neuen technischen Möglichkeiten übernimmt dieses Sortieren nun die Software, in diesem Fall Anki.

So funktioniert Anki
In Anki sieht man im Prinzip zuerst immer die Vorderseite einer Lernkarte und erst bei Klick (oder Touch) wird die „Rückseite“ ebenfalls eingeblendet, so dass man alle Informationen einer Karte sieht. Dann muss man realistisch angeben, wie gut man den Inhalt der Karte wusste und entsprechend auf einen der Buttons klicken. Dort steht immer eine gewisse Zeitspanne, nach der dann die Karte voraussichtlich wiederholt wird. Bei mir schwanken die Angaben manchmal auch innerhalb eines Decks sehr stark, mal sind es 2, 3 oder 4 Buttons mit 10, 20 Minuten oder 3 oder 4 Monaten). Um es einfacher zu machen, sehe ich das immer als ein mehr-stufiges System an und nehme meine Bewertung nach Gefühl vor (sofort, bald, später, so gut wie nie). Und dank der Speicherung der Daten in der Cloud kann man mit verschiedenen Geräten immer auf den gleichen Stand seiner Decks zugreifen und weiter lernen.

Anki App: Vorderseite einer Lernkarte Anki App: Vorder- und Rückseite einer Lernkarte Anki App: Karte editieren

Hörübungen auch möglich
Neben Bildern ist es außerdem möglich, in Anki Video- und Audiodateien einzubinden, so dass man ohne Probleme auch Hörübungen durchführen kann. Damit wird das Lernen einer Sprache deutlich effektiver und besser (Videos lenken manchmal zu sehr ab)! Wer es noch etwas ausgefallener mag, der kann über LaTeX auch wissenschaftliche Formeln in Anki einbinden und lernen und so z.B. Mathematik, Physik oder anderen Schwachsinn lernen. 😉

Die Audiodateien werden automatisch abgespielt, sobald die Karte geöffnet wurde. Über den Play-Button kann man sich die Hörübung so oft anhören, wie man möchte, bevor man die Auflösung öffnet:

Anki App: Hörübung Anki App: Auflösung der Hörübung Anki App: Audioinahlt auf der Rückseite einer Karte

Umfangreiche Statistiken über Lernerfolg
Um ehrlich zu sein, nutze ich selbst diese Funktion überhaupt nicht, aber trotzdem: Wer sehen möchte, wie schnell er welche Art von Vokabeln oder Inhalte lernt (alte, neue, Lernbremsen, etc.), der kann sich im Statistik-Bereich von Anki so richtig austoben. Das bringt aber nur etwas, wenn man auch ehrlich zu sich selbst ist und die Bewertungen nicht fälscht.

Umfangreiche Decks zum Download
Dank der mittlerweile großen Fangemeinde gibt es zu nahezu jedem Thema sehr viele freie Decks zur Verfügung, die man direkt runterladen, anpassen und verwenden kann. Viele Inhalte sind aber leider auf englisch und es gibt wenige deutsche Decks. Aber: Wer sucht, der findet!

Mein Fazit zu Anki
Es gibt viele Programme und Apps, die ähnliche Funktionen wir Anki haben, aber keine davon funktioniert so gut, keine hat so viele Funktionen und keine unterstütz derart viele Systeme wie Anki. Nebenbei sieht Anki als Programm auf dem Mac und als App einfach super aus und ist dabei auf das Wesentliche reduziert und läuft super schnell. Und wer sich beim Lernen nicht selbst bescheißt, wird schnell Erfolge mit der App erzielen.

Chinesische Schriftzeichen sind genauso einfach wie deutsche Wörter

Als kleinen Nachtrag zu meinem Beitrag „Ist es schwierig, Chinesisch zu lernen?“ möchte ich euch noch ein paar Worte zu chinesischen Schriftzeichen mitteilen. Diese sind sicherlich das (in unseren europäischen Augen) am schwierigsten zu lernende an der Chinesischen Sprache. Der Titel meines Beitrags ist bewusst provokant gewählt, denn Chinesische Schriftzeichen mit deutschen Wörter zu vergleichen, scheint doch sehr gewagt zu sein. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass diese im Prinzip genauso leicht (oder schwer) zu lernen sind wie unsere Wörter!

Chinesische Schriftzeichen
Aber ich erkläre euch gleich, was ich damit meine. Zunächst werfen wir mal einen genaueren Blick auf chinesischen Schriftzeichen.

Folgende Fragen sollte wir zunächst klären:

  • Wie sind diese entstanden?
  • Wann wurden sie entwickelt?
  • Wie viele Zeichen gibt es?
  • Seit wann bestehen sie in der jetzigen Form?
  • Ist jedes Zeichen ein Wort?
  • Wie erkennt man die Aussprache eines Zeichens?

Die Antworten kurz und knapp:

  • Ursprünglich sind die Zeichen vereinfachte Bilder (Entwicklung der chin. Zeichen)
  • Vor 4000 Jahren
  • ca. 87.000, aber man benötigt nur ca. 2000 im Alltag (Quelle)
  • Seit den 1950er Jahren
  • Nicht jedes Zeichen, aber sehr viele
  • Das kann man nur bedingt.

Allein die schiere Masse der chinesischen Schriftzeichen kann einen natürlich abschrecken, diese zu lernen. Aber diese Tabelle zeigt, wie viele Schriftzeichen zu wie viel Verständnis eines chinesischen Textes führen (sollten), also wie viele man tatsächlich benötigt.

Chinesische Schriftzeichen in anderen Sprachen
In den 1950er Jahren wurden die Schriftzeichen unter Mao Zedong stark vereinfacht. Daraus entstanden die heute in China verwendeten Zeichen. In Hongkong und Taiwan werden noch die traditionellen Zeichen verwendet, was es Sinologie-Studenten etwas schwerer macht, dort Zeitungen, Speisekarten oder andere Texte zu lesen. Auch in der koreanischen und japanischen Sprache wurden die traditionellen chinesischen Zeichen übernommen und sind bis heute so oder vereinfacht im Einsatz.

Vergleich mit der deutschen Sprache
Zurück zum Thema! Wie kann ich mich nun erdreisten und behaupten, chinesische Schriftzeichen seien genauso einfach zu lernen wie unsere Wörtern? Dazu möchte ich noch einen kleinen Vergleich zur deutschen Sprache heranziehen: Laut dem Duden beherrschen wir Deutschen im Durchschnitt ca. 12.000 bis 16.000 Wörter (inkl. Fremdwörter), verstehen aber insgesamt 50.000. Angeblich soll es sogar bis zu 500.000 deutsche Wörter geben, von denen aber viele nicht mehr benutzt werden.
Damit will ich verdeutlichen, dass es auch im Deutschen eine Menge an Wörtern zum Lernen gibt! Und wer bitte von euch kann 50.000 verschiedene Wörter aus dem Stegreif nennen, korrekt schreiben und in einen Satz einbinden?

Vtrhreede Bteascuhbn, ghciele Wknruig
Knent ihr slchoe Txete, bei dneen die Basuthbcen eiezennlr Wöretr vcrhtasuet snid (aumegseonmn der esrte und ltetze Basutbche eenis Wtreos)? Dnan wssit ihr bmmitset acuh, dsas ein Mnecsh dseie guaneso gut lseen und vreehsten knan, wiel das Giehrn im Priznip die Wöretr als Gzanes sacnnt und abeehsicprt.

Wörter als Bilder
Das war jetzt zwar keine SEO-fruendlicher Text, aber zeigt doch ganz gut, dass wir Wörter auch eher als eine Einheit oder ein Bild abspeichern und nicht Buchstabe für Buchstabe lesen. Eben genauso wie es im Chinesischen ist!

Zusammenfassung

  • Es gibt im Deutschen deutlich mehr Wörter als Zeichen im Chinesischen
  • Wir lesen deutsche Wörter auch als eigenständige Bilder (nicht Buchstabe für Buchstabe)
  • chinesische Schriftzeichen sind vereinfachte Bilder

Natürlich dauert es auch seine Zeit, bis man die Schreibregeln der chinesischen Schriftzeichen gelernt hat, aber jetzt überlegt mal, wie lange ihr gebraucht habt, um all die Wörter schreiben zu können, die ihr heute beherrscht…? Dafür kann man sich aufgrund des bildlichen Ursprungs der Zeichen oft sehr gute Eselbrücken bauen, was das Lernen wieder vereinfacht.

Wer jetzt noch Einwände gegen meine Behauptung hat, der soll sich bitte melden! 😉

Link-Tipp:
Online-Tool zum Vertauschen von Buchstaben in ganzen Texten