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Eselsbrücken zum Lernen von chinesischen Schriftzeichen (Teil 2): Máfan

Nach langer Zeit entführe ich euch endlich in den Wald von Guang, wie im ersten Teil der chinesichen Eselsbrücken versprochen. Dieses Mal dreht sich alles um folgende Schriftzeichen:

麻烦 = máfan = Ärger, Probleme, belästigen

Die einzelnen Teile der Schriftzeichen haben u.a folgende Bedeutungen:

广 = guǎng = Name von zwei Provinzen (Guǎngdōng und Guǎngxī)
林 = lín = Wald
火 = huǒ = Feuer
页 = yè = Seite (in einem Buch)

So lautet daher meine Eselsbrücke:

Im Wald von Guang brennt eine Seite.

Und so werden die Zeichen für 麻烦 (= máfan) dann geschrieben:

麻 = má = Eine Mischung aus = 广 = guǎng = Name von zwei Provinzen (Guǎngdōng und Guǎngxī) und  林 = lín = Wald 烦 = fán = eine Mischung aus = 火 = huǒ = Feuer und 页 = yè = Seite (in einem Buch)

Wie ihr seht, kann man so wunderbar insgesamt 6 Zeichen lernen!

Chinesische Schriftzeichen sind genauso einfach wie deutsche Wörter

Als kleinen Nachtrag zu meinem Beitrag „Ist es schwierig, Chinesisch zu lernen?“ möchte ich euch noch ein paar Worte zu chinesischen Schriftzeichen mitteilen. Diese sind sicherlich das (in unseren europäischen Augen) am schwierigsten zu lernende an der Chinesischen Sprache. Der Titel meines Beitrags ist bewusst provokant gewählt, denn Chinesische Schriftzeichen mit deutschen Wörter zu vergleichen, scheint doch sehr gewagt zu sein. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass diese im Prinzip genauso leicht (oder schwer) zu lernen sind wie unsere Wörter!

Chinesische Schriftzeichen
Aber ich erkläre euch gleich, was ich damit meine. Zunächst werfen wir mal einen genaueren Blick auf chinesischen Schriftzeichen.

Folgende Fragen sollte wir zunächst klären:

  • Wie sind diese entstanden?
  • Wann wurden sie entwickelt?
  • Wie viele Zeichen gibt es?
  • Seit wann bestehen sie in der jetzigen Form?
  • Ist jedes Zeichen ein Wort?
  • Wie erkennt man die Aussprache eines Zeichens?

Die Antworten kurz und knapp:

  • Ursprünglich sind die Zeichen vereinfachte Bilder (Entwicklung der chin. Zeichen)
  • Vor 4000 Jahren
  • ca. 87.000, aber man benötigt nur ca. 2000 im Alltag (Quelle)
  • Seit den 1950er Jahren
  • Nicht jedes Zeichen, aber sehr viele
  • Das kann man nur bedingt.

Allein die schiere Masse der chinesischen Schriftzeichen kann einen natürlich abschrecken, diese zu lernen. Aber diese Tabelle zeigt, wie viele Schriftzeichen zu wie viel Verständnis eines chinesischen Textes führen (sollten), also wie viele man tatsächlich benötigt.

Chinesische Schriftzeichen in anderen Sprachen
In den 1950er Jahren wurden die Schriftzeichen unter Mao Zedong stark vereinfacht. Daraus entstanden die heute in China verwendeten Zeichen. In Hongkong und Taiwan werden noch die traditionellen Zeichen verwendet, was es Sinologie-Studenten etwas schwerer macht, dort Zeitungen, Speisekarten oder andere Texte zu lesen. Auch in der koreanischen und japanischen Sprache wurden die traditionellen chinesischen Zeichen übernommen und sind bis heute so oder vereinfacht im Einsatz.

Vergleich mit der deutschen Sprache
Zurück zum Thema! Wie kann ich mich nun erdreisten und behaupten, chinesische Schriftzeichen seien genauso einfach zu lernen wie unsere Wörtern? Dazu möchte ich noch einen kleinen Vergleich zur deutschen Sprache heranziehen: Laut dem Duden beherrschen wir Deutschen im Durchschnitt ca. 12.000 bis 16.000 Wörter (inkl. Fremdwörter), verstehen aber insgesamt 50.000. Angeblich soll es sogar bis zu 500.000 deutsche Wörter geben, von denen aber viele nicht mehr benutzt werden.
Damit will ich verdeutlichen, dass es auch im Deutschen eine Menge an Wörtern zum Lernen gibt! Und wer bitte von euch kann 50.000 verschiedene Wörter aus dem Stegreif nennen, korrekt schreiben und in einen Satz einbinden?

Vtrhreede Bteascuhbn, ghciele Wknruig
Knent ihr slchoe Txete, bei dneen die Basuthbcen eiezennlr Wöretr vcrhtasuet snid (aumegseonmn der esrte und ltetze Basutbche eenis Wtreos)? Dnan wssit ihr bmmitset acuh, dsas ein Mnecsh dseie guaneso gut lseen und vreehsten knan, wiel das Giehrn im Priznip die Wöretr als Gzanes sacnnt und abeehsicprt.

Wörter als Bilder
Das war jetzt zwar keine SEO-fruendlicher Text, aber zeigt doch ganz gut, dass wir Wörter auch eher als eine Einheit oder ein Bild abspeichern und nicht Buchstabe für Buchstabe lesen. Eben genauso wie es im Chinesischen ist!

Zusammenfassung

  • Es gibt im Deutschen deutlich mehr Wörter als Zeichen im Chinesischen
  • Wir lesen deutsche Wörter auch als eigenständige Bilder (nicht Buchstabe für Buchstabe)
  • chinesische Schriftzeichen sind vereinfachte Bilder

Natürlich dauert es auch seine Zeit, bis man die Schreibregeln der chinesischen Schriftzeichen gelernt hat, aber jetzt überlegt mal, wie lange ihr gebraucht habt, um all die Wörter schreiben zu können, die ihr heute beherrscht…? Dafür kann man sich aufgrund des bildlichen Ursprungs der Zeichen oft sehr gute Eselbrücken bauen, was das Lernen wieder vereinfacht.

Wer jetzt noch Einwände gegen meine Behauptung hat, der soll sich bitte melden! 😉

Link-Tipp:
Online-Tool zum Vertauschen von Buchstaben in ganzen Texten

Ist es schwierig, Chinesisch zu lernen?

Wie schwer ist es wirkich, Chineisch zu lernen?

Eigentlich wollte ich einen Beitrag über eine tolle App schreiben, mit der ich Chinesisch lerne. Doch bevor ich überhaupt zur App kam, hatte ich bereits eine Menge über meine Erfahrung und Motivation beim Chinesisch lernen geschrieben, so dass ich daraus zwei Posts gemacht habe. Hier geht es nun also zunächst darum, wie schwierig es tatsächlich ist, Chinesisch zu lernen und wie man sich langfristig motivieren kann.

Kann man überhaupt Chinesisch lernen?
Als so genannte Tonsprache (genauer: Konturtonsprachen) unterscheidet sich Chinesisch deutlich von der Deutschen Sprache. Das bedeutet, dass Wörter, die in unseren europäischen Ohren gleich klingen, aufgrund einer anderen Tonfolge aber eine völlig andere Bedeutung haben können. Beliebteste Beispiele: mā = Mutter (= 妈) und mǎ = Pferd (= 马) oder wěn = küssen (= 吻) und wèn = fragen (= 问). Daher werden sicher die meisten von euch sagen, Chinesisch zu lernen sei unmöglich. Viele Menschen, denen ich erzähle, dass ich Chinesisch lerne, fragen mich auch immer: „Die Chinesen haben doch eine ganz anders klingende (Aus)Sprache und Wörter und die Schriftzeichen erst, die sind so kompliziert, wie kann man das alles nur lernen?“

Meine Antwort: Chinesisch lernen ist für Europäer (oder Westler/Nichtasiaten allgemein) nicht einfach, das ist klar. Aber wie heißt es so schön: Nichts ist unmöglich. Letztendlich kann jeder mit dem festen Willen eine (in unseren Augen) völlig fremdartige Sprache wie Chinesisch, Arabisch, Indisch oder Russisch lernen. Denn es gibt auch viele Dinge, die im Chinesischen einfacher sind als in der Deutschen Sprache… und ihr wisst ja, „Deutsche Sprache, schwere Sprache“! 😉

Kleiner Exkurs
Im Übrigen: Chinesen, Japanern, Koreanern geht es beim Lernen der Deutschen Sprache genauso schwer wie uns beim Lernen deren Sprache. Dafür fällt es diesen leichter, eine der anderen asiatischen Sprachen zu lernen, da viele Schriftzeichen aus dem Chinesischen im Japanischen und Koreanischen auch verwendet werden. Das ist dann so, wie wenn wir Englisch, Holländisch oder Italienisch lernen.

Unterschiede zwischen Chinesisch und Deutsch
Die Aussprache bzw. Töne und die Schriftzeichen sind die offensichtlichsten Unterschiede dieser beiden Sprachen. Kommen wir nun zu den Vorteilen aus deutscher Sicht: Die Grammatik ist um ein vielfaches einfacher. Verben und Hauptwörter werden niemals verändert, d.h. es gibt:

  • keine Konjugation
  • keine Deklination

Zeitformen werden durch Partikel gesetzt, man hängt also einfach eine Silbe an einen Satz an und schon wird daraus Vergangenheit oder Zukunft. Personalpronomen gibt es auch nicht wirklich bzw. diese sind stark vereinfacht.

So motiviert man sich
Wenn man sich dessen einmal bewusst wird und auch sieht, wie viele Menschen es schon geschafft haben, eine völlig andere Sprachen zu lernen, dann stellt sich doch folgerichtig diese Frage: „Warum sollte ich es dann nicht auch können“? Mit dieser Motivationshilfe habe ich mich durch harte Zeiten durchgekämpft, z.B. als ich für die HSK-Prüfung in der 4. Stufe lernte. Dafür besuchte ich während meines Auslandssemesters in Shanghai einen zusätzlichen Kurs, der zwar nur 2 Stunden pro Woche über ca. 8 Wochen ging. Doch hierfür musste ich auch zusätzliche Vokabeln lernen, Hörübungen machen und so weiter. Und das alles neben dem eigentlichen Studium. Aber da ich wusste, dass es schon zahlreiche andere Nicht-Asiaten geschafft hatten, diese Prüfung zu bestehen, hielt ich durch und war am Ende auch sehr erfolgreich (244 von max. 300 Punkten)!

Auswendig lernen, auswendig lernen
Der schwierigste Teil wird für viele sicherlich sein, dass man beim Lernen einer völlig fremden Sprache jede Menge auswendig lernen muss. Beim Chinesisch lernen ist das noch mal um einiges mehr, denn es kommen ja noch die Schriftzeichen hinzu. Aber auch so hat man schon viel zu tun, um die verschiedenen Silben und deren korrekt Aussprache richtig zu beherrschen. Letztendlich ist es einfach eine Frage des Willens und des Durchhaltevermögens, ob man Chinesisch lernt oder nicht. Nicht mehr und nicht weniger. Man muss dafür kein Abitur oder studiert haben, man muss es eben nur wollen. Punkt!

Mein Tipp
Wer wirklich Interesse an China, der Kultur und der Sprache hat, der sollte es probieren, auch Chinesisch zu lernen. Das ist keine Raketenwissenschaft und es gibt mittlerweile auch genügend Möglichkeiten in Deutschland damit anzufangen (auch wenn man in China natürlich viel schneller lernt). Dann werdet ihr auch merken, dass die ersten Fortschritte sich bald einstellen und dass man auch als Deutscher Chinesisch lernen kann!

Im nächsten Beitrag stelle ich dann wie eingangs erwähnt eine tolle App zum Chinesischlernen vor (gleichteitig auch ein Online-Tool), mit dem man hervorragend eine schwierige Sprache wie die Chinesische lernen kann.

Viel Spaß und Erfolg beim Lernen!

Zahlen und andere interessante Fakten zur Chinesischen Sprache:
Fachverband Chinesisch
Wikipedia